Denkmalschutz für St. Michael

Ende 2021 wurde in St. Michael der letzte Gottesdienst gefeiert. Nun wird die Wanheimerorter Kirche unter Denkmalschutz gestellt. Ein Bericht der WAZ.


Warum die Kirche St. Michael neu unter Denkmalschutz steht

2021 fand der letzte Gottesdienst in St. Michael in Wanheimerort statt. Viele erinnern sich noch an den traurigen Abschied. Wie es weitergeht.

Von Fabienne Piepiora

 Kirche St. Michael. Die Fotos stammen aus der Zeit um 1910. (Foto: Stadtarchiv Duisburg)
Kirche St. Michael. Die Fotos stammen aus der Zeit um 1910. (Foto: Stadtarchiv Duisburg)

Die katholische Kirche St. Michael in Duisburg-Wanheimerort wird unter Denkmalschutz gestellt. Das haben die Bezirkspolitiker in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Mitte beschlossen. Das Gotteshaus wurde 1903 eingeweiht. Im November 2021 wurde die letzte Messe gefeiert. Es war damals ein emotionaler Abschied für die Gläubigen. Um die Bedeutung für den Stadtteil zu würdigen, wird die Kirche nun in die Denkmalliste eingetragen.

„Der Stadtteil Wanheimerort war noch bis ins 19. Jahrhundert eine große unbewohnte Waldfläche, die erst im Zuge der Industrialisierung besiedelt und bebaut wurde“, heißt es dazu in der Vorlage, die die Denkmalschützer erarbeitet haben. Weil Wanheimerort wuchs, sollte eine katholische Kirche in zentraler Lage entstehen. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts mussten die Katholiken aus Wanheimerort bis zur Bonifatiuskirche nach Hochfeld laufen. 1898 wurde deshalb ein Bauverein zur Errichtung einer Notkirche gegründet. 1902 erfolgte die Grundsteinlegung auf dem Platz, den der Reichsgraf von Spee zu diesem Zweck stiftete. Der Entwurf für das Gebäude stammte von Theodor Wenking. Er war zu seiner Zeit ein bekannter Architekt und hatte einige Kirchbauten in der Umgebung von Duisburg entworfen.

Das Gotteshaus wurde 1903 fertiggestellt und dem heiligen Michael geweiht. Zu diesem Zeitpunkt war es im Bereich des Chores, der Sakristei und des Querhauses vollständig errichtet. Das sogenannte Langhaus, bestehend aus einem Mittel- und zwei Seitenschiffen, wurde im Westen mit einer provisorischen Wand geschlossen. So sollte eine spätere Erweiterung möglich werden.

 Die Kirche St. Michael ist ein typisches Beispiel für einen neoromanischen Bau. Das Bild stammt aus der Zeit rund um 1910. (Foto: Stadtarchiv Duisburg)
Die Kirche St. Michael ist ein typisches Beispiel für einen neoromanischen Bau. Das Bild stammt aus der Zeit rund um 1910. (Foto: Stadtarchiv Duisburg)

Duisburg-Wanheimerort war ein aufstrebender Stadtteil - Zahl der Katholiken wuchs

Zunächst schien die Kirche aber mit 340 Sitzplätzen und 1560 Stehplätzen groß genug für die katholische Bevölkerung. Erst drei Jahre später, 1906, wurde eine Orgel- und Sängerbühne gebaut. Der Einbau einer Bühne im Westen wurde indes verworfen, da diese bei einer möglichen Verlängerung des Langhauses wieder hätte entfernt werden müssen.

1919 gab es einen weiteren Umbau, diesmal der Sakristei. Die Akten lassen darauf schließen, dass auch damals nicht alles ruckzuck auf der Baustelle ging. „Die bestehende Baugenehmigung wurde mehrfach verlängert, so dass es 1925 zur Umsetzung der geplanten Maßnahme kam“, heißt es. Unter der Leitung des Duisburger Architekten Ferdinand Schultes wurde bis 1931 ein Verlängerungsbau errichtet. „Die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges überstand die Kirche bis auf kleinere Beschädigungen unversehrt“, halten die Historiker fest. Die Schäden wurden repariert und der Innenraum weiß getüncht. Weil sich nach dem Krieg die katholische Liturgie änderte, wurden beispielsweise der Hochaltar, der Erzengel Michael und der Predigtstuhl entfernt.

Zuletzt wurde die Kirche in den 1970er Jahren instandgesetzt. Dabei wurden das Mauerwerk und die Fugen ausgebessert sowie das Gebäude gegen Feuchtigkeit isoliert. Beim letzten Gottesdienst 2021 waren allerdings Risse kaum zu übersehen. Erneute Reparaturen wären angesichts zurückgehender Gottesdienstbesucher zu sehr ins Geld gegangen.

 Das Archiv-Bild zeigt die imposanten Kirchenfenster. (WAZ-Foto: Friedhelm Geinowski)
Das Archiv-Bild zeigt die imposanten Kirchenfenster. (WAZ-Foto: Friedhelm Geinowski)

Gotteshaus war und ist Identifikationsort in Wanheimerort

Dennoch ist für viele Wanheimerorter St. Michael ein Identifikationspunkt. Ganz so, wie es auch in den frühen Jahren war. „Den Kirchen in neu entstandenen Orten wie Wanheimerort oblag besonders die Aufgabe, ein Sinnbild einer neuen Heimat beziehungsweise einen Identifikationspunkt für die vielen zunächst fremden Hinzugezogenen zu schaffen“, notieren die Denkmalschützer. Zudem sei St. Michael ein besonders anschauliches Beispiel für einen neoromanischen Kirchenbau. „Der Baukomplex setzt mit seiner imposanten Anlage und mit seiner exponierten Lage am Marktplatz einen wichtigen ortsbildprägenden Akzent.“

Wie das Gotteshaus künftig genutzt wird, steht gleichwohl noch nicht fest. Das Gemeindeleben hat sich zum Standort St. Petrus Canisius verlagert. „St. Michael soll einer anderen Verwendung zugeführt werden. Hier sind wir noch auf der Suche nach Kooperationspartnern und Investoren“, erklärt Stadtdechant Andreas Brocke auf Nachfrage. Sicherlich stelle der Denkmalschutz immer eine „besondere Herausforderung“ dar, wenn es darum gehe, ein Kirchengebäude für eine andere Nutzung umzubauen. In der Bezirksvertretung betonte die Stadtverwaltung auf Nachfrage, dass das Bistum Essen in den Antrag auf Denkmalschutz einbezogen worden sei.

(aus: waz.de, 05.05.24)


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